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werden, daß das Blut von ihnen strömt, und wie die dabei stehenden Väter und Mütter, anstatt sich darüber zu betrüben, ihnen noch drohen, wenn sie die Schläge nicht aushalten wollen, und sie flehentlich bitten, in der grausamen Marter so lange, als nur immer möglich, auszudauern. Viele sind auch wirklich schon in diesem Wettstreite gestorben, weil sie von körperlichem Schmerze sich nicht überwinden lassen, und im Angesichte ihrer Verwandten nicht umsinken wollten, so lange noch ein Athem in ihnen war. Du wirst aber auch sehen, daß der Staat ihnen Bildsäulen gesetzt hat, die sehr in Ehren gehalten werden. Wenn du dieß Alles sehen wirst, so bilde dir nicht ein, die Spartaner seyen verrückt, und sage nicht, sie quälen sich ohne Noth, da ja kein Tyrann sie dazu nöthigt, noch auch ein Feind ihnen auf dem Nacken ist.[1] Denn ihr Gesetzgeber Lycurg würde dir viele sehr gute Gründe dafür angeben, warum er die Jünglinge so hart behandeln lasse, und daß es nicht aus feindseliger Abneigung gegen sie geschehe, noch auch, um den jungen Nachwuchs der Stadt nutzlos aufzureiben, sondern weil er wollte, daß, Die das Vaterland einst retten sollten, so stark als möglich, und jeglichem Ungemache überlegen seyen. Und wenn auch Lycurgus selbst Dieß dir nicht mehr sagen kann, so wirst du auch, glaube ich, ohne ihn einsehen, daß ein so Erzogener, würde er einmal im Kriege gefangen, auch gefoltert von seinen Feinden, kein Geheimniß Sparta’s verrathen, sondern mitten unter der Geißelung ihrer spotten, und seinen


  1. Nach der Vermuthung έπιτιθεμένων.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)