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dieser fremde Mann da (und dabei werde ich auf dich deuten), ein Scythe, aber ein gar gescheidter Mann, hat mich eines Bessern belehrt, und mir andere weit vorzüglichere Beschäftigungen und Gegenstände des Unterrichts gezeigt. Und so soll er denn als euer Wohlthäter[1] öffentlich erklärt, und seine eherne Bildsäule entweder in der Stadt bei den Eponymen[2], oder auf der Burg bei’m Heiligthume der Athene aufgestellt werden.“ Und wisse, daß die Athener sich gar nicht schämen würden, von einem Nicht-Griechen das Nützliche zu erlernen.

18. Anacharsis. Nun Das ist’s ja, was ich immer von euch Athenern habe sagen hören, daß ihr die Ironie in euren Reden liebet. Wie soll denn ich dazu kommen, ein Nomade und unstäter Mensch, auf dem Wagen erzogen, einen Landstrich immer mit einem andern vertauschend, der ich nie eine Stadt bewohnt, ja außer dieser nie eine gesehen habe – wie soll ich von Staatseinrichtung sprechen, und erdentsprossene[3] Männer belehren können, welche diese uralte Stadt schon so lange Zeit her in bester Ordnung verwalten?


  1. Verdiente Männer wurden durch förmliche Decrete als Euergeten oder Wohlthäter des Staates erklärt.
  2. Den zehen Heroen, von welchen die zehen Stämme oder Phylen der Attischen Republik ihre Namen hatten; ihre Bildsäulen standen im innern Ceramicus, einer Hauptstraße der Stadt. An sie schlossen sich die Statuen der Euergeten.
  3. Die Athener thaten sich viel auf das Mährchen zu gute, daß ihre Voreltern nirgends her eingewandert, sondern unmittelbar aus dem Boden, den sie bewohnten, uranfänglich entsprossen seyen. Das stolze Selbstgefühl ihrer geistigen Originalität mag nicht wenig dazu beigetragen haben.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1196.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)