Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der Hahn. Nein, Das darfst du nicht, Micyll. Merkur hat mir auf’s Strengste befohlen, sobald Einer einen solchen Gebrauch von meiner Feder machen würde, ihn sogleich durch mein Krähen zu verrathen.

Micyll. Geh, das glaube ich nicht. Merkur ist selber ein Dieb, und sollte es Andern mißgönnen, es ebenfalls zu seyn? Doch – gehen wir. Ich will das Gold unberührt lassen, wenn mir’s möglich ist.

Der Hahn. Rupfe mir also vorerst die Feder aus. – Was machst du? Du nimmst mir ja beide?

Micyll. Zur Vorsorge, Freund Henning: überdieß würde es nicht gut lassen, wenn die eine Hälfte des Schweifes kürzer als die andere wäre.

29. Der Hahn. Nun meinetwegen. Gehen wir zuerst in Simons Wohnung, oder zu einem Andern von diesen Geldhabern?

Micyll. Zu Simon, der jetzt, seitdem er reich geworden ist, durchaus viersylbig seyn will. – Wir stehen an seiner Hausthüre: was habe ich nun zu thun?

Der Hahn. Berühre das Schloß mit der Feder.

Micyll. Ei, Herkules, die Thüre geht ja auf, als ob sie mit dem Schlüssel geöffnet wäre.

Der Hahn. Geh immer voran! Siehst Du, wie er dort sitzt und an den Fingern zählt?

Micyll. Wahrhaftig, bei’m Jupiter, dort sitzt er bei’m düstern Schein eines halbvertrockneten Oehllämpchens. Aber wie kommt es denn, daß er so blaß und abgezehrt aussieht? Die Sorgen müßen ihn so ausmergeln; wenigstens wüßte ich nicht, daß er krank gewesen wäre.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)