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den Wunsch, ein reicher Mann zu seyn: auch schwebt der Traum, der mich so viel Geld sehen ließ, noch immer vor meinen Augen. Was ich aber vollends nicht verschlucken kann, ist der Gedanke an den verwünschten Simon, der sich nun im Besitze eines so großen Vermögens gütlich thut.

Der Hahn. Von diesem Uebel will ich dich heilen, lieber Micyll. Da die Nacht noch nicht vorüber ist, so stehe auf und folge mir: ich werde dich in das Haus dieses Simon und noch einiger andern reichen Leute führen, damit du dich selbst überzeugen kannst, wie es mit ihnen steht.

Micyll. Wie soll denn Das zugehen, bei verschlossenen Thüren? Du wirst doch nicht haben wollen, daß wir durch die Wände einbrechen?

Der Hahn. Durchaus nicht. Merkur, dem ich geheiligt bin, hat mir die besondere Gabe verliehen, daß die längste meiner Schwanzfedern, welche ihrer Dünne wegen gebogen ist – – –

Micyll. Ich sehe aber zwei solcher Federn –

Der Hahn. Ich meine die rechts – Wer mir diese Feder auszieht, der kann, so lange ich sie in seinen Händen lasse, jede beliebige Thüre öffnen und Alles sehen, ohne selbst gesehen zu werden.

Micyll. Wer hätte Das gedacht, mein Hähnchen, daß auch ein Zauberer in dir steckte! Gib mir diese Feder nur ein Einzigesmal, und du sollst in wenigen Augenblicken alles Eigenthum des Simon hieher verpflanzt sehen. Ich werde Alles selbst herübertragen, und er soll mir wieder, wie sonst, an seinem Sohlenleder nagen.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)