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wie ein harter Zwingherr auf dem Nacken, beobachtest und beurtheilest sie auf’s schärfste, lässest sie oft nicht einmal zum Worte kommen, sondern sendest ihnen, wenn es dir gefällt, einen Hagel von Steinen auf die Köpfe und confiscirst ihr Vermögen. Du brauchst keinen Sykophanten zu fürchten, und bist sicher, daß dir kein Dieb über das Dach in‘s Haus steigt oder die Wand durchbricht, um dir dein Geld zu stehlen. Des verdrießlichen Geschäftes, Rechnungen zu führen, Schulden einzutreiben, mit Schurken von Verwaltern sich herumzuzanken, und hundert anderer Plackereien bist du überhoben. Hast du deinen Pantoffel fertig gemacht, so sind sieben Obolen[1] verdient: damit gehst du aus, wenn es Abend wird, nimmst ein Bad, wenn du Lust hast, kaufst einen Häring, oder ein Paar Picklinge mit Zwiebeln, lässest dir’s schmecken und bist guter Dinge, und singest und scherzest, als ein ächter Weiser, über deine eigene Armuth.

23. Bei dieser Lebensart bist du gesund und stark, und kannst Hitze und Kälte ertragen. Die Arbeit hat dich gestählt, so daß du allem Ungemach, das Andern unüberwindlich scheint, kühn die Spitze bietest. Auch die gefährlichsten Krankheiten können dir Nichts anhaben; und wenn dich auch je einmal ein leichtes Fieber befällt, so bist du dein eigener Arzt, vertreibst das Uebel mit Hunger, und springst nach wenigen Tagen frisch und gesund von deinem Lager auf; denn es ist, als ob sich das Fieber vor dir fürchtete, so wenig hält es Stand, wenn es sieht, wie du kaltes Wasser trinkst nach Herzenslust, und wie sich wegen deiner alle Aerzte zum Henker


  1. Etwa 30 Kreuzer.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)