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abzulecken bekam, der hält nun Bediente, Wagen und Pferde, und fährt aus, in Purpur und Karmosin gekleidet, hat daheim goldene Geschirre und Tische auf elfenbeinernen Füßen, und läßt sich von jedermänniglich mit tiefen Bücklingen verehren, während er unser Einen keines Blickes mehr würdigt. Kürzlich, da ich ihm auf der Straße begegnete, rief ich ihm zu: „Guten Tag, Simon!“ Voller Zorn sprach er: „Sagt dem Bettler da, daß er sich enthalten solle, meinen Namen abzukürzen: ich heiße Simonides, nicht Simon!“ Das Wunderlichste ist, daß die Weiber jetzt ordentlich verliebt in ihn sind. Er spielt den launigten Liebhaber gegen sie, sieht die Einen über die Achsel an, und ist gnädig und freundlich gegen die Andern, so daß die Verschmähten ihm drohen, sich aufzuhängen. Du siehst also, welch herrliche Dinge das Geld bewirken kann, wenn es, wie jener Zaubergürtel bei den Dichtern, sogar die häßlichsten Leute in liebenswürdige umgestaltet. Und sagen denn die Dichter nicht:

O Gold, willkommenster Besitz der Sterblichen!

und wieder:

Das Gold allein ist’s, was die Sterblichen regiert.[1]

Aber du lachst ja, mein Hähnchen, was hast du?

15. Der Hahn. O Micyll, du bist also auch so verblendet, daß du dich von dem Urtheile des großen Haufens über die Reichen betrügen lässest? Wisse denn, das Leben, das sie führen, ist noch weit elender als das eurige. Ich sage dir Dieß um so zuversichtlicher, weil ich mehr als einmal arm und


  1. Bruchstücke des Euripides.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1161.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)