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das Gold bringt, wie es Diejenigen, welchen es sich zugesellt, in Kurzem schön, klug und stark macht, wie es seine Besitzer mit Ehre und Ruhm umgibt, und macht, daß Solche, die oft kurz zuvor noch unscheinbar und verachtet waren, nun bewundert und besungen werden?

14. Du kennst ja meinen Nachbar und Zunftgenossen Simon, der erst noch vor wenigen Wochen, an den Saturnalien, bei mir zu Gaste war? Weißt du noch, ich hatte ihm einen Bohnenbrei gekocht, und auch ein paar Stückchen Wurst dazu gethan?

Der Hahn. Freilich kenne ich ihn, den kleinen plattnasigten Kerl, der uns damals die einzige irdene Schüssel, die wir im Vermögen hatten, unter seinen Mantel praktizirte, und nach dem Essen sich damit davon schlich. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.

Micyll. Also war er doch der Dieb, ungeachtet er sich hoch und theuer verschworen, daß er unschuldig sey! Aber warum hast du mir kein Zeichen gegeben, warum hast du nicht Lärm gemacht, als du sahest, daß wir bestohlen wurden?

Der Hahn. Ich krähte ja aus vollem Halse, das Einzige, was mir damals zu Gebote stand. Aber was ist’s denn mit diesem Simon? du wolltest mir etwas von ihm sagen?

Micyll. Er hatte einen gewaltig reichen Vetter, Drimylus mit Namen, der ihm, so lange er lebte, nie auch nur einen Obolus gegeben hatte. Wie sollte er auch, da er ja nicht einmal selbst sein Geld anzurühren wagte? Neulich starb dieser Vetter, und das ganze große Vermögen fiel gesetzlich dem Simon zu. Und dieser arme Schlucker, der sonst in schmutzige Lumpen gehüllt und froh war, wenn er einen Teller

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)