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Abend nicht zu Hause aß, weil der reiche Eukrates, den ich auf dem Markte traf, mich nach dem Bade auf die gewöhnliche Stunde zum Essen eingeladen hatte.

8. Der Hahn. Ich weiß es nur zu gut: den ganzen Tag hungerte ich, bis du endlich des Abends spät und ziemlich reichlich beträufelt nach Hause kamst, und mir die fünf Bohnenkerne mitbrachtest, die freilich für einen gewesenen Athleten, der zu Olympia nicht ohne Glanz in die Schranken getreten, eine etwas kümmerliche Abendmahlzeit abgaben.

Micyll. Sogleich nach meiner Nachhausekunft also, und nachdem ich dir die Bohnen vorgeworfen hatte, legte ich mich schlafen. Und nun – laß mich mit Homer reden – nun

– – – erschien mir ein göttlicher Traum in dem Schlummer
Durch die ambrosische Nacht –[1]

Der Hahn. Erzähle mir vorerst, wie das Abendessen bei Eukrates war, und wie ihr euch bei’m Weine unterhalten habt. Du kannst dir auf diese Weise füglich in einer Art von wachendem Traume den ganzen Schmaus wiederholen, und das Genossene in der Erinnerung noch einmal durch den Mund gehen lassen.

9. Micyll. Ich glaubte nur, dich zu langweilen, wenn ich mich dabei aufhielte. Doch es sey, weil du es wünschest. In meinem ganzen Leben nie hatte ich in einem reichen Hause gespeist, mein lieber Pythagoras. Da wollte gestern mein guter Genius, daß ich Eukrates begegnete. Ich redete ihn, wie gewöhnlich, mit „gnädiger Herr“ an, und wollte mich wieder entfernen, um ihn nicht in Verlegenheit zu setzen, wenn ich in meinem armseligen, abgeschabten Mäntelchen


  1. Iliade II, 56. f.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1154.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)