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heimsuchen, so bald es Tag seyn wird: für jetzt wäre es mir zu beschwerlich, im Finstern nach dir zu tappen.

Der Hahn. Ich glaubte dir vielmehr einen Gefallen zu erweisen, mein bester Meister, wenn ich dir eine recht kurze Nacht machte, damit du noch vor der Dämmerung aufstehen, und mit deiner vielen Arbeit um so eher fertig werden möchtest. Denn wenn du vor Sonnenaufgang auch nur Einen Pantoffel fertig machtest, so hättest du für die Bedürfnisse des folgenden Tages schon Etwas vorgearbeitet. Willst du aber lieber schlafen, nun so will ich mich ruhig verhalten, und stummer seyn als ein Fisch. Nur siehe zu, daß du alsdann nicht, nachdem du von Schätzen geträumt, bei’m Erwachen um so hungriger seyst.

2. Micyll. O wunderthätiger Jupiter und hilfreicher Herkules, steht mir bei! Was soll das für ein Unglück bedeuten? Mein Hahn spricht ja wie ein Mensch!

Der Hahn. Wie, ist das ein großes Wunder, wenn ich eine Stimme habe, wie du auch?

Micyll. Das wird doch wohl ein Wunder seyn? Gewiß bedeutet es ein Unglück, das alle Götter in Gnaden von mir abwenden mögen!

Der Hahn. Du kommst mir sehr ununterrichtet vor, guter Micyll, da du ja nicht einmal den Homer gelesen zu haben scheinst, bei welchem des Achilles Leibpferd Xanthus[1] seines Wieherns so gänzlich vergißt, daß es mitten in der Schlacht stehen bleibt, und zu sprechen anfängt, und nicht etwa, wie ich so eben, in bloßer Prosa, sondern es deklamirt


  1. Iliade XIX, 404. ff.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)