Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

macht diese Schwäche, daß er Alles verdirbt und verwirrt, indem er, was er sagen will, nicht klar, sondern höchst räthselhaft ausdrückt, und auch auf vorgelegte Fragen äußerst verworrene Antworten gibt. Und so wird er denn von Allen ausgelacht, die ihn nicht verstehen. Deutlichkeit aber muß, dünkt mich, die erste Sorge jedes Redenden seyn, damit die Leute auch verstehen, was sie hören.

28. Momus. Nun das ist ja recht schön, Apollo, daß du so sehr die Deutlichkeit lobst: sie ist sonst ganz und gar nicht deine Sache. Denn deine Orakelsprüche sind so schielend und räthselhaft, sie halten sich meist so behutsam zwischen Ja und Nein, daß man einen zweiten Apollo nöthig hätte, sie zu deuten. Aber was wäre denn nun eigentlich dein Vorschlag? Wie soll man dem Unvermögen des Timokles zu Hülfe kommen?

29. Apollo. Einen Wortführer, mein lieber Momus, wollen wir ihm an die Seite stellen, wo möglich einen von den Tüchtigsten in dieser Kunst: der soll gehörig vortragen, was Jener erdenken und ihm auf die Zunge legen wird.

Momus. Das hast du wahrlich gesprochen wie ein Mensch mit glattem Kinn, der noch einen Hofmeister braucht. Welcher Gedanke, ein Wortführer soll in dieser philosophischen Disputation sich neben den Timokles aufpflanzen, und den Anwesenden erklären, was Dieser meint! Während Damis in eigener Person und für sich selbst spricht, muß Timokles einen Akteur neben sich haben und ihm seine Gedanken leise in’s Ohr sagen, welche sodann Dieser, vielleicht ohne sie selbst zu verstehen, in ordentlicher Rede auszuführen hat! Glaubst du denn, die Menge der Zuhörer würde dabei ernsthaft

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1126.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)