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Merkur. Gut, sie sollen sich nach der Ordnung setzen. Aber, Jupiter, Eines ist doch noch nicht ausgemacht: wenn ein Gott zwar von Gold, und dem Gewicht nach viele Talente werth, aber ohne alles Ebenmaß gearbeitet und verpfuscht ist, soll ich ihn dennoch vor die ehernen Götter eines Myron und Polyklet, und vor die Steinernen des Phidias und Alkamenes setzen, oder soll in diesem Falle die Kunst den Vorrang haben?

Jupiter. So sollte es freilich seyn: aber dem Gold gebührt nun einmal doch der Vorzug.

8. Merkur. Ich verstehe, du willst, ich solle sie nach dem Geldwerth, nicht nach Adel und sonstigen Vorzügen ordnen. So kommt denn, ihr Goldenen, und nehmt die ersten Plätze ein! – Aber es hat den Anschein, Jupiter, als ob lauter barbarische Götter den Vorsitz führen werden. Du siehst ja selbst, die Griechen sind zwar recht reizend gebildet, schön von Gesicht und nach allen Regeln der Kunst ausgearbeitet; allein sie sind alle nur von Stein und Erz, und die kostbarsten von Elfenbein, mit einem Bischen Gold hie und da oben darauf, nur um die Farbe und den Glanz davon zu haben: das Innere ist von Holz und beherbergt Schwärme von Mäusen, die hier sich ungestört eingebürgert haben. Aber diese Bendis und Anubis dort, und neben ihm Attis, Mithras und Lunus, die sind alle von massivem Gold, und unstreitig hoch an Werth.

9. Neptun. He, Merkur, wo ist das der Brauch, daß man den hundeköpfigen Aegyptier da[1] mir, dem Neptun, vor die Nase setzt?


  1. Den Anubis.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)