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Jupiter. O Gute, bilde dir doch nicht ein, daß verliebte Kindereien mir je so viele Sorgen machen.

Juno. Was Anderes kann denn dich, den Jupiter, anfechten, wenn es Dieß nicht ist?

3. Jupiter. O Juno, es ist mit uns Göttern auf’s Aeußerste gekommen, und es steht jetzt nichts Geringeres auf der Spitze, als die Frage, ob wir auf Erden noch länger als Götter angesehen und verehrt, oder in Zukunft ganz und gar vernachläßigt werden, und für Nichts gelten sollen.

Juno. Die Erde hat doch nicht neue Giganten geboren? Oder haben die Titanen ihre Ketten zerbrochen, die Wache überwältigt, und auf’s Neue die Waffen gegen uns ergriffen?

Jupiter.

Sey ruhig, von dort unten droht uns nicht Gefahr.[1]

Juno. Was gäbe es denn aber sonst, was dich beunruhigen könnte? Ich begreife wahrhaftig nicht, wie du sonst vermocht werden solltest, als ein Polus oder Aristodémus[2] vor uns aufzutreten.

Jupiter. Der Stoiker Timokles, meine liebe, und der Epikuräer Damis geriethen gestern, ich weiß nicht wie, in einen philosophischen Streit über die Vorsehung, und zwar, was mich am meisten verdroß, in Gegenwart sehr vieler und angesehener Zuhörer. Damis läugnete das Daseyn von Göttern, als die ganze Welt beaufsichtigenden und ordnenden Wesen, ganz und gar; der brave Timokles hingegen


  1. Par. von Eurip. Phöniz. 116.
  2. Namen berühmter tragischer Schauspieler.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)