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bin, Wunder glaubend, wie viel ich bei der Vergleichung meiner jetzigen Gestalt mit dem ehemaligen Esel gewinnen würde. Das Weib aber, wie sie sieht, daß Alles an mir nur menschlich war, spuckte vor mir aus und sagte: „Wie, Unverschämter, du wagst es? Gleich packe dich aus meinem Hause, und schlafe wo du willst, nur[WS 1] nicht bei mir!“ Erschrocken fragte ich, womit ich es denn versehen hätte? Sie antwortete: „Nicht in dich, nein wahrlich nicht! sondern in den Esel war ich verliebt, und bei diesem habe ich damals geschlafen. Nun dachte ich, du werdest doch wenigstens das große Eselssymbol gerettet haben und auch jetzt noch bei dir führen. Statt dessen kommt der Kerl und ist aus einem schönen und tüchtigen Thier in einen armseligen Affen verwandelt!“ Sogleich rief sie ihren Bedienten, die mich auf die Schultern packen und zum Hause hinaustragen mußten. Da lag ich denn vor der verschlossenen Thüre, schön bekränzt und gesalbt, aber mutternackt auf der nackten Erde. Doch schlief ich bis zum Anbruche des Tages, wo ich zu Schiffe eilte und meinem Bruder lachend mein Abenteuer erzählte. Weil jetzt eben ein frischer Wind vom Lande her wehte, so lichteten wir die Anker, und nach wenigen Tagen waren wir in unserer Vaterstadt. Hier brachte ich Dankopfer und Weihgeschenke den schützenden Göttern dar, die mich aus gewiß nicht gemeinen Abenteuern, sondern aus so schweren Eselsnöthen, freilich spät erst und mit harter Mühe, doch endlich gerettet und wohlbehalten nach Hause geleitet haben.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nur, nur (korrigiert nach: Verbesserungen. S. 1900)
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1090. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1090.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)