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Dorfe diesen Diebstahl entdeckten, setzten sie uns zu Pferde nach, sprangen, als sie uns nahe genug waren, herab, und packten den Trupp mit den Worten: „Heraus mit der Schale, verruchte Tempelräuber!“ Sogleich durchsuchten sie Alles selbst, und fanden sie wirklich im Busen der Göttin versteckt. Hierauf wurden die schändlichen Buben gebunden in das Dorf zurückgeführt und in das Gefängniß geworfen: mir nahmen sie die Göttin ab, um sie in einem andern Tempel unterzubringen: das goldene Gefäß aber wurde der Schutzheiligen des Fleckens zurückgegeben.

42. Tages darauf beschloß man mich nebst den Geräthschaften der Gefangenen zu verkaufen. Ich ward von einem Bäcker aus dem nächsten Dorfe erstanden, der mich sogleich mit etlichen Maltern Waizen, die er hier gekauft hatte, belud, und auf einem sehr schlechten Wege nach seinem Dorfe trieb. Wie wir angekommen waren, führte er mich sogleich in das Mühlgewölbe, wo ich eine ziemliche Anzahl Kameraden und viele Mühlen traf, die sämmtlich von jenen getrieben wurden. Der übrige Raum war mit Mehlsäcken angefüllt. Mich, als neuen Ankömmling, der eine sehr schwere Ladung getragen und einen bösen Weg zurückgelegt hatte, ließ man von hier aus in den Stall gehen und ausruhen. Aber am folgenden Morgen wurde ich mit bedeckten Augen an den Mühlbengel gebunden und angetrieben. Wiewohl ich aus langer Erfahrung recht gut wußte, wie man mahlen soll, so stellte ich mich doch gänzlich unwissend. Allein ich betrog mich in meiner Rechnung. Ich konnte nicht sehen, daß sich die Mühlburschen mit Prügeln versehen hatten, und sich um mich herstellten: es kam mir also ganz unerwartet, als ich

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1078. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)