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Rathe ihren Beifall. Ich aber jammerte im Stillen, daß ich das Mannhafte an meiner Eselsnatur einbüßen sollte: der Gedanke, ein Hämling zu werden, war mir unerträglich, und so beschloß ich entweder, nicht mehr zu fressen oder von einem Berge mich zu stürzen, um, wenn auch eines noch so kläglichen Todes, doch wenigstens ganz zu sterben.

34. Da kam mitten in der Nacht ein Mensch aus dem Dorfe auf unsere Maierei hinaus mit der Nachricht, die junge Frau, die neulich in den Händen der Räuber gewesen, und ihr Mann wären spät Abends am Ufer der See spatzieren gegangen, und von der plötzlich eintretenden Fluth ergriffen worden: ohne allen Zweifel hätten sie, da sie nicht mehr zum Vorscheine gekommen, ihren Tod in den Wellen gefunden. Sogleich faßten meine Leute den Entschluß, nun, da die neue Herrschaft ausgestorben, nicht länger in der Dienstbarkeit zu verbleiben, sondern mit allen Habseligkeiten, die der Hof enthielt, auf und davon zu gehen. Der Roßhirt nahm nun auch mich zur Hand, und lud mir und seinen Stutten so Vieles auf, als er nur immer zusammen bringen konnte. Ich meines Theiles, wiewohl ich eine rechte Eselslast auf dem Rücken hatte, war doch herzlich froh, daß meiner Kastration dieses Ereigniß in die Quere gekommen war. Wir hatten noch diese Nacht einen abscheulichen Weg zu machen, und kamen nach drei Tagen in die große und volkreiche Stadt Beröa in Macedonien.

35. Hier sollte, nach dem Beschlusse der Gesellschaft, das Ziel unserer Reise seyn. Sogleich ward eine öffentliche Versteigerung mit uns Thieren vorgenommen, und ein helltönender Ausrufer stellte sich mitten auf den Markt, um uns

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1072. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1072.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)