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mußte, da ich nirgends, weder in der Mühle, noch im Freien unter meinen erbosten Weidegenossen, eine gute Stunde hatte.

29. Den Gipfel aber erreichte mein Elend, wenn ich, was sehr häufig geschah, auf das Gebirge getrieben wurde, um Holz herabzutragen. Erst ging es auf einem sehr steilen, für meine unverwahrten Hufe doppelt beschwerlichen, steinigten Wege einen hohen Berg hinauf: zur Seite ging mir mein Treiber, ein ruchloser Junge, der mit immer neuen Martern mich bis zum Tode quälte. Ich mochte laufen, so schnell ich konnte, nichts desto weniger schlug er auf mich los, und zwar mit einem rauhen, knotigen Prügel unaufhörlich auf eine und dieselbe Stelle meines Schenkels, bis die Haut aufsprang, und nun richtete er alle Streiche um so mehr nur auf den wunden Fleck. Oben bekam ich jedesmal eine Ladung, an der ein Elephant zu tragen gehabt hätte; und so mißlich das Herabsteigen war, so setzte es doch auch hier wieder Schläge über Schläge. Neigte sich die Last auf die eine Seite und drohte herabzufallen, wo er denn einen Theil des Holzes von der schwereren auf die leichtere Seite hätte schaffen sollen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen, so nahm sich der Bube diese Mühe nicht, sondern las große Steine vom Wege auf und beschwerte den leichtern, in die Höhe steigenden Theil damit, und ich armer Esel mußte noch zu meiner Holzlast für Nichts und wieder Nichts Steine herunterschleppen. Der Weg führte über ein fließendes Wasser: um seine Schuhe zu schonen, huckte sich also der Bursche jedesmal hinter die Holzbündel auf meinen Rücken, und ließ sich hinübertragen.

30. Fiel ich aber, von der Last und Erschöpfung niedergedrückt, je einmal zu Boden, dann erst ging es recht entsetzlich

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1068.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)