Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Büchsen eine heraus. Was darin war, konnte ich nicht unterscheiden; dem Ansehen nach scheint es ein Salböhl gewesen zu seyn. Mit diesem rieb sie sich ein, von den Nägeln an den Füßen bis zum Kopfe, und plötzlich wuchsen ihr Gefieder und Flügel aus dem Leibe, ihre Nase wird zum knöchernen, krummen Schnabel, kurz sie erhält alle Merkmale eines Vogel, und dieser Vogel ist nicht mehr und nicht weniger als eine Nachtrabe. Kaum war die Verwandlung geschehen, so krächzte sie so abscheulich, wie nur immer ein Rabe kann, und flog auf und davon zum Fenster hinaus.

13. Mir war nicht anders, als hätte ich geträumt: ich traute meinen Augen nicht, und suchte mich unwillkührlich durch die Berührung derselben zu überzeugen, daß ich wirklich nicht schlief. Und als ich endlich glauben mußte, das Alles wachend gesehen zu haben, bat ich die Palästra, mich auch zu befiedern, und mit Hülfe jener Zaubersalbe fliegen zu lassen. Ich wollte nämlich durch diese Probe erfahren, ob durch die Verwandlung des Menschen in einen Vogel auch seine Seele zur Vogelseele wird. Das Mädchen schleicht in das Gemach und brachte die Büchse heraus. Ich werfe ungeduldig meine Kleider von mir, und schmiere mir den Leib tüchtig ein, aber – o Jammer, statt des Gefieders wächst mir ein Schwanz hinten heraus, die Finger und Zehen verschwinden, und statt ihrer erhalte ich vier förmliche Hufe. Hände und Füße werden zu den Füßen eines Viehes, Gesicht und Ohren verlängern sich, und wie ich mich recht von allen Seiten besehe, finde ich, daß ich ein Esel bin. Nicht einmal die menschliche Stimme war mir geblieben, um mich gegen Palästra beklagen zu können: nur indem ich die Unterlippe

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1053. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)