Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ich suchte. Wie ich so auf der Straße einherschlendere, werde ich eine noch ziemlich junge, und, nach ihrem ganzen Aufzug zu schließen, sehr reiche Frau gewahr, die gerade auf mich zugeht. Sie trug schön gestickte Kleider, einen ungemein reichen goldenen Schmuck, und war von einer sehr zahlreichen Dienerschaft begleitet. Als ich in ihre Nähe gekommen war, grüßte sie mich zuerst: ich erwiederte ihren Gruß, worauf sie anfing: „Ich bin Abröa, eine Freundin deiner Mutter, wie dir diese ohne Zweifel schon gesagt haben wird. Die Kinder meiner Freundin sind mir so lieb als meine eigenen. Willst du also nicht bei mir wohnen, mein Sohn?“ „Du bist sehr gütig,“ versetzte ich: „doch nehme ich billig Anstand, das Haus eines Mannes zu verlassen, der mich sehr freundschaftlich aufgenommen hat. Uebrigens werde ich wenigstens in Gedanken dein Gast seyn, vortreffliche Freundin!“ – „Wo wohnst du denn?“ fragte sie. „Bei Hipparchus.“ – „Dem Geizhalse?“ – „Sage das nicht, beste Frau. Gegen mich wenigstens hat er sich so freigebig, ja glänzend bewiesen, daß man ihm eher den Vorwurf machen könnte, er lasse zu viel aufgehen.“ Abröa lächelte und sagte, indem sie mich bei der Hand nahm und auf die Seite zog: „Nimm dich auf alle Weise vor seiner Frau in Acht: sie ist eine arge Hexe und dabei ein wollüstiges Weib, das ihre Augen auf alle jungen Leute wirft. Und Wer ihr nicht zu Willen ist, an dem rächt sie sich mit den Mitteln ihrer geheimen Kunst: auf diese Art hat sie schon Viele in Thiere verwandelt, Etlichen wirklich den Garaus gemacht. Du bist jung und hübsch, mein Kind: sie wird dich nur zu gerne sehen, und

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1048. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1048.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)