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verwundet, so daß das Blut in Menge herausströmte, und ich vor Schrecken beinahe des Todes gewesen wäre. Allein nun ersah er den Augenblick, wo der Gegner in blinder Hitze auf ihn eindrang, und rannte ihm seinen Säbel so tief in die Brust, daß er sogleich todt vor seine Füße stürzte. Allein auch Sisinnes war durch seine Wunde äußerst erschöpft: er setzte sich auf den Leichnam, und es fehlte nicht viel, so hätten ihn die Lebensgeister verlassen. Unverzüglich eilte ich herbei, richtete ihn auf und sprach ihm Muth ein; und nachdem er als Sieger ausgerufen worden war, nahm ich ihn auf meine Schultern, und trug ihn in unsere Wohnung. Dort gelang es mir durch lange, sorgfältige Pflege, ihn am Leben zu erhalten; und nun befindet er sich bis auf den heutigen Tag in Scythien, wo er meine Schwester geheirathet hat. Uebrigens ist er in Folge jener Verwundung auf einem Beine lahm geblieben. Nun siehst du, Freund Mnesippus, Dieß trug sich nicht bei den Machlyern, noch in Alanien zu, wo sich an der Sache zweifeln ließe, weil sie nicht durch Augenzeugen bestätigt wird; sondern es sind ja der Amastriner zur Genüge hier, die sich des Zweikampfes von Sisinnes noch wohl zu erinnern wissen.

61. Jetzt nur noch das fünfte Beispiel, die That des Abauchas; und ich werde schließen. Dieser Abauchas war auf einer Reise in der Stadt der Borystheniten [am Dnieper] angekommen, und hatte seine Gattin, die er sehr liebte, nebst zwei Kindern bei sich, wovon das Eine, ein Knäbchen, noch an der Brust lag, das Andere ein Mädchen von sieben Jahren war. Zugleich war mit ihm auf dieser Reise sein Freund Gyndanes, der an einer Wunde krank lag, die er unterwegs bei einem von Straßenräubern erlittenen Angriff erhalten hatte. Da er sich nämlich gegen Dieselben zur Wehre setzte, bekam er einen so heftigen Hieb in das Bein, daß er vor Schmerzen weder gehen noch stehen konnte. Nachts, da sie schliefen, kam in ihrer Wohnung ein großes Feuer aus: sie selbst befanden sich im obersten Stockwerke, ringsum war Alles verschlossen, und das Haus stand bereits von allen Seiten in

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1038. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1038.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)