Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wieder zurück nach Scythien führtest. Du hast dir mein Schweigen ein wenig stark zu Nutzen gemacht.

Toxaris. Nun gut, du hast zu befehlen: ich werde mich kürzer fassen, um dich nicht wieder durch Hin- und Herzüge zu ermüden, die ich deinen Ohren zumuthete.

57. Laß dir nun erzählen, welchen Dienst ein Freund, mit Namen Sisinnes, mir selbst erwiesen hat. Als ich, von Verlangen nach Griechischer Bildung getrieben, meine Heimath verlassen hatte, um mich nach Athen zu begeben, landete ich unterwegs bei Amastris, einer pontischen Stadt unfern dem Vorgebirge Karambis, welche den Schiffen, die aus Scythen kommen, eine sehr bequeme Anfahrt darbietet. Sisinnes, mein Freund von Jugend auf, war mein Begleiter. Nachdem wir uns nun um eine Herberge in der Nähe des Hafens umgesehen, und unser Gepäcke in dieselbe geschafft hatten, gingen wir, nichts Arges ahnend, auf den Markt. Indessen erbrachen Diebe die Thüre unseres Zimmers, und trugen unsere Habseligkeiten fort, so daß sie uns nicht einmal so viel übrig ließen, um die Bedürfnisse dieses ersten Tages zu bestreiten. Wie wir bei unserer Nachhausekunft fanden, was vorgefallen war, hielten wir nicht für rathsam, die Nachbarn, deren zu viele waren, noch auch den Gastwirth gerichtlich zu belangen, indem wir besorgten, unsere Angabe, daß uns vierhundert Daríken, viele Kleidungsstücke, mehrere Teppiche und noch vieles Andere, was wir besaßen, gestohlen worden, möchte von dem Publikum als ein betrügerisches Vorgeben angesehen werden.

58. Wir sannen hin und her, was in dieser Lage anzufangen wäre: allein fremd, wie wir waren, wußten wir uns nicht zu helfen. Schon kam mir der Gedanke, mir nur gleich den Säbel in den Leib zu stoßen, und meinem Leben ein Ende zu machen, ehe ich mich, von Hunger und Durst gequält, zu irgend einem niederträchtigen Mittel, es zu fristen entschlöße. Sisinnes aber tröstete mich, bat mich flehentlich, doch Das nicht zu thun, und versprach, etwas ausfindig machen, das uns zureichenden Unterhalt verschaffen

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1036. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1036.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)