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ihm entgegen und machten Miene ihn zu durchbohren; aber Dandamis rief ihnen das Wort Zirin zu, ein Zuruf, womit man ihnen zu erkennen gibt, daß man in der friedlichen Absicht komme, einen Gefangenen loszukaufen. Er ward also empfangen und sogleich vor den Fürsten geführt, wo er die Herausgabe seines Freundes Amizokes begehrte. Der Fürst forderte ein starkes Lösegeld und erklärte, daß er ihn ohne dieses nicht frei geben würde. „Was ich besaß,“ erwiederte Dandamis, „das habt ihr ganz und gar geplündert. Wenn ich aber, arm und bloß wie ich bin, Euch für ihn Ersatz leisten kann, so sprich was du verlangst: ich bin bereit, mich Allem zu unterziehen. Und willst du mich selbst an seiner Statt, so nimm mich hin und mache mit mir, was dir beliebt.“ – „Nein,“ versetzte der Sarmate, „wir brauchen dich nicht ganz zurückzubehalten, zumal da du Zirin gerufen hast. Nur einen Theil von Dem, was du hast, erlege als Lösegeld, so kannst du deinen Freund mit dir nehmen.“ „Was willst du denn von mir haben?“ fragte Dandamis. „Deine Augen,“ war die Antwort. Unverzüglich reicht Dandamis seine Augen hin, um sie sich ausreißen zu lassen; und wie es geschehen war, und also die Sarmaten ihr Lösegeld erhalten hatten, erhielt er seinen Amizokes wieder, und ging, auf seine Schultern sich stützend, davon; und so kamen Beide ohne weitern Unfall wieder über den Fluß zu uns herübergeschwommen.

41. Diese Erscheinung richtete den Muth aller Scythen wieder auf, die sich nun nicht mehr für die Ueberwundenen hielten, da sie sahen, daß der Feind das wichtigste unserer Güter uns nicht entführt hatte, sondern Großherzigkeit und

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1022. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1022.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)