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Mnesippus. Es soll nicht wieder geschehen, Toxaris. Du hast Recht, es mir zu verweisen. Sprich also ganz unbefangen, ich will so stille seyn, als ob ich gar nicht zugegen wäre.

39. Toxaris. Es war der vierte Tag, seit Dandamis und Amizokes wechselseitig ihr Blut getrunken, als die Sarmaten, zehen tausend Mann stark zu Pferd, und dreißig tausend zu Fuß, einen Einfall in unsre Gegend machten. Wir hatten uns dieses Angriffs nicht versehen, und so war unsere Flucht allgemein: viele unserer besten Krieger wurden erschlagen, viele gefangen genommen, und nur, Wer geschwind genug an das jenseitige Ufer des Tanais schwamm, wo sich die Hälfte unseres Heeres und ein Theil unserer Wagen befand, konnte entrinnen. Zu beiden Seiten dieses Stromes nämlich war, nach einem mir nicht ganz erklärlichen Plane der Häuptlinge, unsre gesammte Kriegsmacht aufgestellt. Der Feind trieb unsre Heerden zusammen, brachte die Gefangenen zu Haufen, plünderte unsere Gezelte, bemächtigte sich unserer Wagen, größtentheils sammt den Leuten, die darauf saßen, und schändete unsre Weiber und Beischläferinnen vor unsern Augen – ein Schauspiel, das uns mit Schmerz und Grimm erfüllte.

40. Da ward auch Amizokes gefangen und hart gebunden herangeführt: er rief seinem Freunde Dandamis mit lauter Stimme bei Namen, und erinnerte ihn an den Blutbecher, den sie mit einander getrunken. Dandamis hatte Dieß kaum vernommen, als er, ohne sich einen Augenblick zu besinnen, vor Aller Augen zu dem Feinde hinüberschwimmt. Schon rannten die Sarmaten mit geschwungenen Wurfspießen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1021. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)