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die gestohlenen Sachen unter einer Bettstelle hervor, wo sie bis jetzt verborgen gelegen hatten. Syrus und sein Herr, Antiphilus, den man aus dem Hörsale seines Lehrers mit Gewalt herausholte, wurden unverzüglich in Fesseln gelegt. Kein Mensch, nicht einmal seine bisherigen Freunde, verwendeten sich für den Unglücklichen: ja sie wandten sich von ihm, als dem Schänder des Anubidéums, mit Abscheu weg, und rechneten sich’s sogar zur Sünde an, jemals mit ihm an Einem Tische gegessen und getrunken zu haben. Seine zwei übrigen Sclaven aber packten Alles, was sie im Hause vorfanden, zusammen und machten sich aus dem Staube.

29. Lange Zeit lag so der arme Antiphilus in Banden, und mußte sich für den ruchlosesten aller Verbrecher, die mit ihm in demselben Gefängnisse waren, ansehen lassen. Der Kerkermeister, ein bigotter Aegyptier, glaubte seinem Gotte einen Dienst zu thun, und Genugthuung zu verschaffen, wenn er ihm so hart als möglich begegnete. Und wenn er sich bisweilen vertheidigen wollte und seine Unschuld betheuerte, so hieß er ein frecher Lügner, und der Abscheu gegen ihn ward nur um desto größer. Was war also natürlicher, als daß eine so lange Haft nachgerade seine Gesundheit untergraben mußte? Er lag auf der Erde, bei Nacht in den Stock gespannt, so daß er kein Bein ausstrecken konnte, bei Tag, wo jener enge Verschluß minder nöthig befunden wurde, wenigstens mit einem Halsbande und einem Handeisen gefesselt. Dazu noch der abscheuliche Aufenthalt, die erstickende Hitze, die vielen Mitgefangenen, die, in dem engen Raume zusammengesperrt, einen Qualm verbreiteten, der kaum das Athmen erlaubte, das Gerassel der Ketten, der Mangel an

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1013. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)