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höher, als Jeden seiner gewöhnlichen Schmarotzer. Nachgerade aber, da er sich erlaubte, dem Dinias häufige Erinnerungen zu geben, verdarb er es mit diesem, und wurde ihm besonders dadurch lästig, daß er ihm seine Vorältern beständig in’s Gedächtniß zurückrief und von ihm verlangte, ein Vermögen besser in Acht zu nehmen, das sein Vater mit so vieler Mühe und Arbeit zusammengebracht hätte. Agathokles wurde also nicht mehr zu jenen lustigen Gelagen gebeten, sondern Dinias, um sich die Anwesenheit dieses Zeugen zu ersparen, schwärmte von nun an mit seinen Zechbrüdern allein.

13. Um diese Zeit läßt sich der Unglückliche von diesen Schmarotzern bereden, Charikléa, die Gemahlin des Demónax, eines vornehmen Mannes, der zu Ephesus die höchste Stelle bekleidete, wäre sterblich in ihn verliebt. Wirklich liefen Briefchen von diesem Weibe bei ihm ein, begleitet von halbverwelkten Blumenkränzen, angebissenen Aepfeln und andern dergleichen Sächelchen, womit Buhlerinnen jungen Leuten gar künstlich beizukommen wissen, indem sie sie durch den schmeichelnden Gedanken in Liebesflammen setzen, als wären sie zuerst geliebt. Dies hat eine gewaltige Anziehungskraft zumal bei Solchen, die sich für schön halten: sie fallen in’s Garn, ehe sie es gewahr werden. Charikléa war ein feines, aber über die Maßen verbuhltes Weib, das Jedem, der es sich auch noch so wenig kosten lassen wollte, zu Willen war. Man durfte sie nur ansehen, um sogleich Winke von ihr zu erhalten, die nicht den mindesten Widerstand von ihrer Seite befürchten ließen. Sie war eine Meisterin, die alle Hetären in der Kunst übertraf, Männer an sich zu ziehen, den noch

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 999. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0999.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)