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in ihre Heimath zurück. Diese müßtest du also mit demselben Grunde für Götter halten, wiewohl sie größtentheils weiter nichts als Mäkler und Häringskrämer sind.

5. Toxaris. So höre denn, wunderlicher Freund, und überzeuge dich, um wie viel billiger wir Barbaren über brave Männer urtheilen, als ihr. Wo weiß man bei euch von einem Grabmal des Orestes oder Pylades zu Argos und Mycenä? Wir hingegen haben einen Tempel aufzuweisen, der ihnen Beiden, wie billig, gemeinschaftlich angehört, weil sie Freunde waren: auch werden ihnen Opfer dargebracht, und überhaupt alle (Heroën gebührende) Ehren erwiesen. Denn daß sie keine Scythen, sondern Ausländer waren, hindert uns nicht, sie für vortreffliche Männer zu erkennen. Wir fragen bei edlen Menschen nicht, woher sie seyen; und es erregt nicht unsere Mißgunst, wenn schöne Thaten von Solchen gethan werden, die nicht unsere Freunde sind. Wir loben, was sie gethan, und halten sie für die Unsrigen um ihrer Verdienste willen. Was wir aber mit der größten Bewunderung an jenen Beiden loben, ist Das, daß wir in ihnen das edelste Freundepaar erblicken, das uns durch sein Beispiel lehrt, wie ein Freund mit dem Freunde Glück und Unglück theilen, und so sich die Achtung der Besten unter den Scythen erwerben soll.

6. Was sie mit einander und für einander gethan und gelitten, das Alles haben unsere Vorältern an eine eherne Säule, die im Orestestempel steht, geschrieben, und die Verordnung gemacht, daß diese Säule das erste Bildungsmittel für unsere Kinder, und ihre Inschrift das erste, was sie auswendig lernen, seyn soll. Und eher würde ein Knabe bei

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 992. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0992.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)