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nehmen, Aenderungen an ihr zu machen. Selbst Phidias that Dasselbe, wie man erzählt, an dem Bilde des Jupiter, das er für die Eléer verfertigt hatte. Als er dasselbe zum erstenmal zur Beschauung ausstellte, versteckte er sich hinter der Thüre, um die verschiedenen Urtheile der Anwesenden zu vernehmen. Da wußte denn der Eine Dieß, der Andere Jenes auszusetzen; dem Einen war die Nase zu dick, dem Andern das Gesicht zu lang und drgl. Nachdem sich nun die Zuschauer entfernt hatten, schloß sich Phidias wieder ein, und verbesserte sein Werk nach dem Dafürhalten der Mehrzahl, indem er überzeugt war, daß die Stimme so Vieler von Gewicht sey, und daß Viele nothwendig mehr sehen müßen als Einer, und wenn dieser Eine auch ein Phidias ist. – Dieß ist mein Auftrag von ihr an dich: und ich selbst rathe dir, wohlmeinend als dein Freund, ihn zu berücksichtigen.

15. Lycinus. Ey, ey, Polystratus! welch’ großen Redner entdecke ich in dir! du hast wahrlich meinem Büchlein eine so gewaltige Strafpredigt gehalten, daß ich gar nicht mehr weiß, wie ich mich verantworten soll. Uebrigens muß ich dir sagen: das heißt denn doch nicht so ganz im Wege Rechtens von Euch, und vornehmlich von dir, verfahren, daß ihr dem Schriftchen den Proceß macht, ohne seinen Fürsprecher gehört zu haben. So hattet ihr leichtes Spiel; denn, wie das Sprichwort sagt, Wer allein läuft, hat immer gewonnen. Was Wunder also, wenn wir den Kürzern zogen, da man uns nicht vorgeladen, und keine Zeit zu einer förmlichen Verantwortung uns anberaumt hat? Und was das

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 976. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0976.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)