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werde, es mit der Untersuchung dieser Statuen strenger nehmen, als sogar mit der Prüfung der Wettkämpfer selbst. Wir haben uns also sehr zu hüten, daß uns keine Verfälschung des wahren Maßes zur Last gelegt werde: sonst dürften Hellanodiken mein Standbild zu Boden werfen.“

12. Dieß ist’s, Freund Lycinus, was diese Frau über dein Büchlein gesagt hat. Denke nun darauf, wie du es umänderst, und jene anstößigen Stellen in Betreff der Götter, austilgest. Denn glaube mir, sie hat dieselben äußerst übel aufgenommen: einigemal sogar erschrack sie sichtbarlich während der Vorlesung, und bat die Göttinnen, ihr gnädig zu seyn. Und ich finde in der That diese Aengstlichkeit an einer Frau sehr verzeihlich; denn, um dir die Wahrheit zu gestehen, es kommt mir nun fast selbst so vor, als ob sie Recht hätte. Anfänglich zwar, als du mir deine Schrift zum erstenmale vorlasest, fand ich nichts Anstößiges darin; nachdem aber Panthéa ihre Ansicht darüber geäußert hat, fange ich selbst an, ihrer Meinung zu werden. Es ging mir damit, wie mit den Gegenständen, die wir zu nahe unter den Augen haben: wir sehen dann nicht richtig, und können das Einzelne mit dem Ganzen nicht gehörig zusammen halten: so wie wir aber den Gegenstand aus einer verhältnißmäßigen Entfernung betrachten, so erscheint uns alles klar und deutlich, was daran schön oder unschön ist.

13. Wenn du ein sterbliches Weib mit einer Juno und Venus vergleichst, was ist Dieß anders, als eine offenbare Verkleinerung dieser Göttinnen? Durch solche Gleichstellungen wird nicht sowohl das Kleine größer, als das Große,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 974. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0974.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)