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18. Als weitere Musterbilder dienen uns die berühmte Theano, die Dichterin aus Lesbos (Sappho), und endlich die weise Diotíma. Der Zug, den wir von der Erstern entlehnen, ist das Großsinnige ihrer Denkungsart: von der Sappho entnehmen wir die Zartheit des Gefühls, und von der Diotíma nicht blos die Vorzüge, welche Socrates an ihr pries, sondern auch ihre übrigen Talente, ihre Klugheit und ihre Geschicklichkeit, guten Rath zu geben. So hätten wir denn auch dieses Bild vollendet, Lycinus.

19. Lycinus. Und es ist in der That bewundernswürdig ausgefallen. Male mir nun auch die Uebrigen.

Polystratus. Nun möge das Bild ihres guten Herzens folgen, ihre Leutseligkeit, in welcher sich die Milde ihres Charakters ausspricht, und ihrer menschenfreundlichen Neigung, den Hülfsbedürftigen beizustehen. Es sey dieß[WS 1] ein Abbild jener Homerischen Theano, der Gattin des Antenor,[1] und der Aréte nebst ihrer Tochter Nausikaa, und wo immer eine Frau im Glanze glücklicher Umstände edeln Sinn bewahrt hat.

20. Um aber ihre reinen Sitten und ihre treue Anhänglichkeit an ihren Gemahl dir abzuschildern, diene das Gemälde, welches Homer von der tugendhaften und klugen Tochter des Ikarius (Penelope) entwirft, oder auch ihre Namensverwandte, die Gattin des Abradatas, von der wir vorhin gesprochen.


  1. Iliade V, 69. ff.:

    – – Pedáos – – der Sohn des Antenor,
    Der unehelich war; doch erzog ihn die edle Theano
    Gleich den eigenen Kindern – –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: diß.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 965. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0965.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)