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Lycinus. O glaube mir, du würdest, auch wenn du nur von einer hohen Warte auf sie herabblicktest, athemlos vor Staunen und unbeweglicher, als eine Bildsäule, werden. Jedoch wäre diese Wirkung noch immer leidlicher und die Wunde minder tödtlich, wenn blos du sie anschautest. Wärfe aber auch sie einen Blick auf dich, welche Macht wäre im Stande, dich von ihr loszureißen? Sie würde dich, wie der Magnet das Eisen, überall, wohin sie wollte, mit sich ziehen.

2. Polystratus. Nun, guter Lycinus, höre einmal auf, mir Wunderdinge von dieser Schönheit vorzufabeln: sage mir lieber, Wer war denn die Frau?

Lycinus. Du glaubst, ich übertreibe? O ich fürchte, wenn du sie selbst gesehen haben wirst, werde ich dir als ein schwacher Lobredner vorkommen; so viel herrlicher wirst du diese Erscheinung finden. Uebrigens, Wer sie ist, weiß ich dir nicht zu sagen. Nur verrieth ihre zahlreiche Dienerschaft, der Glanz ihres Aufzuges, die Menge der sie begleitenden Eunuchen und zierlichen Zofen, daß sie einem höheren, als dem gewöhnlichen Privatstande, angehöre.

Polystratus. Also nicht einmal ihren Namen hast du in Erfahrung gebracht?

Lycinus. Nein, ich weiß nur so viel, daß sie aus Ionien ist. Denn einer der Anwesenden sagte, indem sie vorüberzog, zu seinem Nachbar gewendet: „Solche Schönheiten gibt es zu Smyrna!“ Und es ist in der That auch kein Wunder, wenn die schönste der Ionischen Städte auch das schönste Weib hervorbrachte. Der Mann schien mir

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 951. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0951.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)