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Die Bilder.[1]
Lycinus. Polystratus.

1. Lycinus. Nun weiß ich doch, Polystratus, wie denen ward, welche die Gorgo zu Gesichte bekamen. Ich habe neulich die schönste der Frauen gesehen, und es hätte wenig gefehlt, so wäre die alte Fabel wahr geworden; denn fast wäre ich zum Steine erstarrt von Bewunderung.

Polystratus. Hilf Hercules! was mag doch das für ein übernatürlicher, überwältigender Anblick gewesen seyn, wenn ein Weib sogar meinen Lycinus so sehr außer Fassung bringen konnte! Denn daß dir mit Jünglingsschönheiten dergleichen begegne, dazu gehört eben nicht viel. Da wäre es oft leichter, den ganzen Berg Sipylus von der Stelle zu schaffen, als dich aus der Nähe eines hübschen Jungen wegzubringen und zu verhindern, daß du nicht mit offenem Munde und schwimmenden Augen vor ihn dich hinpflanzest, unbeweglich wie jene Tochter des Tantalus.[2] Aber sage mir doch, Wer und woher ist denn diese versteinernde Medusa? Ich möchte sie doch auch sehen. Denn du wirst wohl nicht so eifersüchtig seyn, mir ihren Anblick zu mißgönnen, wenn ich wünsche, das Wunder recht in der Nähe zu beschauen, und mich gleichfalls versteinern zu lassen?


  1. Eine Lobschrift auf Panthéa, die Geliebte (nach Andern, Gemahlin) des L. Verus, Mitregenten Marc. Aurel’s.
  2. Niobe.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 950. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0950.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)