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zugethan war). Auch traten wirklich etliche Menschen, ähnlich jenen Anklägern bei Socrates, Anytus und Melitus, und zwar mit denselben Klagepunkten, wie diese, gegen ihn auf, nämlich, man hätte ihn noch nie opfern gesehen, und er wäre der einzige Mensch in Athen, der sich zu Eleusis nicht habe einweihen lassen. Demónax erschien in der Volksversammlung, festlich bekränzt und mit einem weißen Kleide angethan,[1] und rechtfertigte sich männlich, besonnen und geistreich, nur hie und da in heftigern Ausdrücken, als sich mit seiner sonstigen Weise zu vertragen schien. Ueber den ersten Punkt, daß er der Minerva niemals ein Opfer dargebracht, antwortete er: „Wundert euch darüber nicht, Bürger von Athen, daß ich dieß Opfer bis jetzt unterließ; ich war immer der Meinung, daß sie unserer Opfer füglich entbehren könne.“ In Beziehung auf die Mysterien aber gab er als Grund, daß er keinen Theil an ihnen genommen, Folgendes an: „Fände ich,“ sagte er, „daß sie etwas Schlimmes sind, so würde ich es den Nichtgeweihten nicht verschweigen, sondern sie vor diesen Orgien warnen: schienen sie mir aber gut, so würde ich sie aus Menschenliebe Allen mittheilen.“ Und die Athener, welche bereits Steine gegen ihn aufgehoben hatten, verwandelten alsbald ihren Groll in Wohlwollen, und fingen von Stunde an, ihn zu achten, zu ehren und endlich zu bewundern; wiewohl er gleich im Eingange seiner Rede sich der ziemlich bittern Worte bedient hatte: „Ihr seht, Athener, ich stehe bekränzt vor euch: wohlan! schlachtet auch mich nun.


  1. Während Beklagte in Trauerkleidern zu erscheinen pflegten.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 935. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0935.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)