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wenn es mit dem Angenehmen gepaart ist. Ist es nun nicht ein weit größerer Genuß, einem solchen Schauspiele, als Jünglingen zuzusehen, die sich mit den Fäusten blutrünstig schlagen oder sich im Staube herumbalgen, da ja die Tanzkunst diese jugendlichen Körper uns weit gefahrloser und in viel reizendern Gestaltungen vor die Augen führt? Diese angestrengten Bewegungen bei dem mimischen Tanze, die Wendungen, Drehungen, Beugungen sind, während sie dem Zuschauer das unterhaltendste Schauspiel gewähren, zugleich auch dem Tänzer selbst körperlich sehr heilsam. Ja, ich möchte behaupten, es gibt unter allen Uebungsmitteln des Körpers kein angemesseneres und zugleich schöneres, als dieses, da es den Körper geschmeidig und biegsam macht, ihm die größte Leichtigkeit und Gewandtheit verschafft, Formen aller Art anzunehmen, und dabei Kraft und Ausdauer in hohem Grade vermehrt.

72. So ist denn in der Tanzkunst alles Vortreffliche harmonisch vereinigt: sie schärft die Seelenkräfte, übt und stärkt den Körper, vergnügt die Zuschauer, belehrt sie durch Vergegenwärtigung längst vergangener Begebenheiten, und bezaubert, im Geleite von Flöten, Cymbeln und Gesängen, Augen und Ohren. Suchst du den Genuß, den eine schöne Stimme gewährt, wo anders, als hier, kannst du eine solche Fülle der wohlklingendsten Melodieen vernehmen? Oder liebst du die hellern Töne der Flöten und Syringen, so ist es die orchestische Vorstellung, welche dir auch dieses Vergnügen zur Genüge gewährt. Nicht zu gedenken, daß ein fleißiger Besuch dieser Schauspiele auch deinen Charakter bessern wird, wenn du siehst, wie Alles darauf abgesehen ist,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 896. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0896.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)