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vor Vergnügen außer sich, dem Tänzer den größten Lobspruch ertheilte, den er ihm ertheilen konnte, indem er ihm mit lauter Stimme zurief: „Wahrlich du bist ein Wundermensch! Ich sehe nicht bloß; ich höre, was du machst; es ist, als könntest du mit den Händen reden!“

64. Weil ich eben von den Zeiten Nero’s spreche, so will ich dir doch ein Geschichtchen erzählen, das einem Fremden mit eben diesem Tänzer begegnete, und welches das rühmlichste Zeugniß für seine Kunst abgeben kann. Ein Prinz aus einem der halb Griechischen, halb Barbarischen Königshäuser am Pontus war einst einer Angelegenheit wegen an den Hof des Nero gekommen und sah dort den erwähnten Tänzer in einer seiner Darstellungen, die er so vortrefflich ausführte, daß der Fremde, der kein Wort von dem Texte verstand, gleichwohl den Sinn aller seiner Bewegungen und Geberden begriff. Als er sich, ehe er wieder nach Hause reiste, bei Nero verabschiedete, und ihn dieser mit dem Versprechen der Gewährung aufforderte, sich von ihm zu erbitten, was er wollte, erwiederte er: „die größte Freude könntest du mir machen, wenn du mir den Tänzer schenken wolltest.“ – „Und was soll dir denn Der in deiner Heimath?“ fragte Nero. „Wir haben“, versetzte er, „wilde Völker zu Nachbarn, die unsere Sprache nicht verstehen, und es hält sehr schwer, Dollmetscher zu bekommen; wenn ich also mit ihnen zu verkehren nöthig hätte, könnte ihnen Dieser durch seine Geberden Alles verständlich machen, was ich sagen wollte.“ Einen so starken Eindruck hatte also die Deutlichkeit und Klarheit des mimischen Ausdrucks dieses Tänzers auf ihn gemacht.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 892. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0892.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)