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60. Endlich dürfen ihm alle die Jammerscenen der Unterwelt nicht fremde seyn, die mannigfaltigen Strafen, die dort erlitten werden, und ihre Ursachen, und die Freundestreue, mit welcher Theseus seinen Pirithous sogar bis in den Hades begleitete.

61. Mit Einem Worte, es darf ihm von allem Dem, was Homer und Hesiod und die Vorzüglichsten der übrigen Dichter, insbesondere aber die Tragiker, gesagt haben, auch nicht das Geringste entgehen. Was ich hier aufzählte, ist nur das Hauptsächlichste und ein sehr kleiner Theil des unendlich reichen Stoffes, den ich den Dichtern poëtisch auszuführen und den Tänzern darzustellen überlasse, und den Jeder nach Analogie des Angeführten aus eigener Erfindung erweitern mag. All Dieses bildet nun einen Vorrath, dessen Gebrauch dem mimischen Tänzer jeden Augenblick zu Gebote stehen soll.

62. Da ein solcher Tänzer sich anheischig macht, den Inhalt des Gesanges, der ihn begleitet, durch genau entsprechende Bewegungen und Gebärden auszudrücken, so ist, wie bei dem Redner, Deutlichkeit der Darstellung das Wichtigste, dessen er sich zu befleißigen hat, so daß jede einzelne seiner Stellungen und Pantomimen sogleich, auch ohne Ausleger, verstanden wird. Der Zuschauer muß, wie dort[1] das Orakel sagt,

Auch den Stummen verstehn, und Den, der nicht redet, vernehmen.

63. Davon hat der Cyniker Demetrius, wie man erzählt, eine merkwürdige Erfahrung gemacht. Dieser Philosoph


  1. Herodot I, 47.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 890. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0890.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)