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Ueber den mimischen Tanz.
Lycinus. Crato.

1. Lycinus. Weil du denn, Freund Crato, deine schwere, und wie es scheint, schon lange her vorbereitete Anklage gegen die Tänze und die Tanzkunst selbst, und oben drein auch gegen mich angebracht hast, dem du zum Vorwurf machst, daß ich einer so leichtfertigen und unmännlichen Art von Unterhaltung mit so vieler Liebhaberei meine Aufmerksamkeit schenke: – so laß dir sagen, wie irrig du daran bist, wenn du auf eine Sache losziehst, von der du wissen solltest, daß sie zu dem Vortrefflichsten gehört, was das Menschenleben besitzt; eine Unwissenheit, die sich nur mit der abgeschlossenen und strengen Lebensweise entschuldigen läßt, welcher du zugethan bist, und welche dir blos das Strenge und Herbe als gut, alles Uebrige aber nur darum als tadelnswerth erscheinen macht, weil du es nicht kennst.

2. Crato. Ich weiß nicht, mein bester Lycinus, was ich von dir denken soll, einem wissenschaftlich gebildeten Manne, der sich doch so ziemlich mit der Philosophie vertraut gemacht hat, und dessen ungeachtet allen edleren Studien und den alten Weisen abtrünnig werden, und sich hinsetzen kann, um sich die Ohren voll dudeln zu lassen und einem zwitterhaften Weichling zuzusehen, wie er in seinem weibischen Aufzuge und unter wollüstigen Liedern sich geckenhaft zierend die verbuhlten Rollen einer Phädra, Parthenope, Rhodope, und

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 863. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0863.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)