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Das geschah, der Vorschrift gemäß. Allein die Löwen schwammen an das feindliche Ufer, und die Eingebornen, in der Meinung, es wäre eine fremde Gattung von Hunden oder Wölfen, schlugen sie mit Keulen todt. Gleich darauf erfolgte jene große Niederlage der Unsrigen, wo wir an zwanzig tausend Mann auf dem Wahlplatze ließen; und nach einiger Zeit ereigneten sich die Unfälle bei Aquileja, die beinahe den Verlust dieser Stadt zur Folge hatten. Da brauchte unser Prophet, um diese Erfolge mit seinem Orakel in Harmonie zu bringen, die platte Ausflucht, mit welcher einst die Delphier die dem Crösus gegebene Antwort[1] rechtfertigen wollten, indem er sagte, der Gott hätte zwar verkündigt, es werde ein Sieg erfochten werden, ob aber von den Römern oder von ihren Feinden, darüber hätte er sich nicht erklärt.

49. Inzwischen wurden der Herbeiströmenden immer Mehrere, so daß das Städtchen Abonoteichus weder Raum noch Vorräthe genug hatte, die Menge der Orakelbesucher zu beherbergen und zu versorgen. (Um nun desto leichter mit dieser Menge fertig zu werden) kam Alexander auf den Gedanken, sogenannte Nachtorakel zu ertheilen. Er legte nämlich, wie er vorgab, die ihm eingehändigten versiegelten Zettel unter sein Kopfkissen und vernahm sodann von dem Gotte im Traume, was er antworten sollte. Diese Antworten waren freilich größtentheils nicht allzu klar, sondern meist sehr unbestimmt und verworren, zumal wenn er fand, daß ein Zettel besonders sorgfältig versiegelt war. In solchen Fällen


  1. „Wenn du über den Halys gehen wirst, so wirst du ein großes Reich umwerfen.“
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 853. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0853.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)