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wäre und ihm so das Leben gerettet hätte. Uebrigens wäre dem Menschen so großes Unrecht nicht geschehen: denn was hatte er nöthig, unter so vielen Narren der einzige Kluge zu seyn, und für die Dummheit der Paphlagonier seine Haut hergeben zu wollen?

46. Alexander beobachtete die Sitte, daß er den Tag zuvor, ehe die Orakel ertheilt wurden, die Namen der Fragenden nach der Ordnung, in welcher sie sich gemeldet hatten, durch einen Herold ausrufen, und für Jeden derselben anfragen ließ, ob ihm ein Spruch ertheilt werden würde? Wenn denn nun von innen heraus die Antwort erscholl: „zum Geyer mit ihm!“ so war Niemand mehr, der einen solchen Menschen in sein Haus aufgenommen, oder Wasser und Feuer mit ihm getheilt hätte: sondern mit dem Fluche eines Atheisten und Epicuräers – welches der größte Schimpf war – beladen, mußte er sich von Land zu Land flüchten, ohne irgend eine sichere Stätte zu finden.

47. Ein recht lächerlicher Streich von Alexandern war folgender. Es waren ihm einst die Fundamentalsätze von Epicur in die Hände gerathen, wie du weißt, das vorzüglichste aller Epicurischen Bücher, welches die wesentlichen Lehrsätze dieses Philosophen sämmtlich enthält. Dieses Werk trug er auf den öffentlichen Markt, ließ einen Scheiterhaufen von Feigenholz anzünden, verbrannte das unschuldige Buch, als ob es der Autor selbst wäre, und streute die Asche in’s Meer, indem er den Orakelspruch ausrief:

Werft in die Glut, so will ich’s, die Lehren des albernen Alten.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 851. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0851.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)