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hinfort noch reichlich unserem Gotte werden dargebracht werden. Denn die Sache des Gottes ist die erste, auf welche unser Augenmerk gerichtet seyn muß.

12. Warum sollten wir es also mit den Weihgeschenken nicht wie von jeher, so auch künftig halten? Was ist an dem alten Brauche auszusetzen, das geändert werden müßte? Warum wollen wir, was, seitdem Delphi steht, seit Apollo Orakel und die Pythia auf dem tönenden Dreifuße begeistert wird, nie geschehen ist, erst jetzt einführen, und über die Stifter von Tempelkleinodien eine richterliche Untersuchung anstellen? Ihr seht ja selbst, wie durch den alten Brauch, Allen ohne Unterschied Stiftungen zu gestatten, unser Tempel sich mit einer Menge herrlicher Schätze gefüllt hat, indem sogar Manche reichlicher, als ihre Umstände erwarten ließen, die Gottheit beschenkten.

13. Wollet ihr euch hingegen zu Prüfern solcher Stiftungen aufwerfen, so besorge ich sehr, ihr möchtet in Kurzem wenig mehr zu prüfen bekommen, indem wohl Niemand Lust haben wird, sich wie ein Beklagter vor euern Richterstuhl zu stellen, und mit seinem eigenen Gelde die Gefahr zu erkaufen, Alles zu verlieren. Denn für Wen könnte denn das Leben selbst noch Werth haben, der für unwürdig erklärt worden wäre, dem Gott ein Geschenk darzubringen?

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 818. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0818.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)