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ist, und nicht Alles, was man unter dem Namen Wahnsinn begreift, darum ohne Unterschied für Ein und dasselbe Uebel halten. Man hat im Gegentheile die verschiedenen Arten, wie sie sich in der Natur finden, wohl zu unterscheiden, und bei jeder derselben genau zu prüfen, wie weit es der Kunst möglich ist, auf sie einzuwirken. Wir Aerzte pflegen, wie ich gleich im Anfange meiner Rede bemerkte, vor allen Dingen die Leibesbeschaffenheit des Kranken und die Mischung der Elemente zu untersuchen, aus welchen er besteht, und in Betracht zu ziehen, welches dieser Elemente das Uebergewicht habe, und ob der Kranke kalter oder hitziger Natur, alt oder jung, groß oder klein, fett oder mager sey, und dergleichen. Nach einer solchen Untersuchung erhält dann der Ausspruch des Arztes, ob Hoffnung vorhanden sey oder nicht, seine volle Glaubwürdigkeit.

30. Es gibt eine Menge Unterarten der Manie, die sich eben so sehr in Hinsicht ihrer Ursachen, als durch ihre Benennungen von einander unterscheiden. Irrsinn, Narrheit, Tollheit, Tobsucht sind keineswegs gleichbedeutende Wörter, sondern sie bezeichnen verschiedene Grade des Uebels. Ferner die Ursachen sind bei dem weiblichen Geschlechte nicht eben dieselben, wie bei dem männlichen, und wiederum unter den Männern selbst nach dem Alter verschieden, indem bei jungen Männern z. B. ein Zudrang überflüssigen Blutes, bei Alten ein unzeitiges Aufhetzen, und nicht selten ein unmäßiger Zorn über die Ihrigen erst eine Störung der Geistesverrichtungen, nach und nach aber eine gänzliche Zerrüttung herbeiführen kann. Noch mehrere Umstände sind es, die auf das weibliche Geschlecht nachtheilig einwirken und

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 798. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0798.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)