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ist, glaube ich, unläugbar: ich bin sein Retter, er schuldet mir sein ganzes Daseyn, er verdankt es mir allein, daß er noch am Leben, daß er bei Sinnen und Vernunft ist, er, den alle übrigen Aerzte schon aufgegeben und von Welchem sie eingestanden hatten, daß sein Uebel das Vermögen ihrer Kunst weit übersteige!

16. Und was mein Verdienst noch erhöhen muß, ist unstreitig der Umstand, daß ich damals nicht mehr sein Sohn war, daß ich durchaus keine nöthigende Ursache hatte, diese Cur zu übernehmen, sondern daß ich, ein unabhängiger Fremder, entledigt aller Bande kindlicher Pflicht, gleichwohl den Vater nicht seinem Schicksale überließ, sondern aus eigenem Antriebe und ungerufen hineilte, mit hilfreicher, unabläßiger Pflege seiner wartete, ihn wiederherstellte, mir selbst den Vater erhielt, von dem Schimpfe meiner Verstoßung mich reinigte, durch mein Wohlwollen seinen Groll besänftigte, durch meine kindliche Zärtlichkeit jene Verfügung außer Kraft setzte, mit einem großen Liebesdienst die Rückkehr in den Schoos meiner Familie mir erkaufte, meine Treue gegen den Vater in dem mißlichsten Zeitpunkte an den Tag legte, mit Hülfe meiner Kunst mich selbst in meine Sohnesrechte einsetzte, und mitten unter so kläglichen Umständen mich als sein leibliches Kind bewies. Ihr könnt euch schwerlich vorstellen, was ich Alles erduldet, welche Mühseligkeiten ich ausgestanden habe, da ich ihm nie von der Seite kam, die Dienste eines Sclaven verrichtete, und die verschiedenen Perioden des Uebels beobachtete, um ihn bald seinem Paroxysmus zu überlassen, bald, wenn die Krankheit etwas nachließ, mit meiner Kunst ihm beizukommen. Denn unter allen Kranken

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 786. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0786.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)