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Allein das Erstemal, wo er mich aus seinem Hause verwies, war er mir wenigstens durch keine Wohlthat verbunden, wiewohl ich mich eben so wenig erinnere, gegen ihn mich vergangen zu haben. Hingegen dießmal, da ich noch vor Kurzem mir das größte Verdienst um ihn erworben habe, da ich sein Retter geworden bin, da er durch meine Hülfe dem größten Uebel entgangen ist, will er mir mit solcher Vergeltung lohnen? Kann man die Undankbarkeit weiter treiben, als, ohne die mindeste Rücksicht auf jene glückliche Cur, Alles rein zu vergessen, und einen Sohn abermals in die weite Welt hinauszustoßen, der, anstatt sich für das erlittene Unrecht durch boshafte Schadenfreude zu rächen, den leidenden Vater wiederherstellte, und den Gebrauch seines Verstandes ihm wiedergab?

14. Und wahrlich, ihr Richter, es war keine kleine, keine alltägliche Wohlthat, welche ich ihm erwiesen, und wofür ich nun diese Behandlung von ihm erfahre. Mag immerhin er selbst von seinem damaligen Zustande nichts wissen, so ist doch auch euch Allen wohl bekannt, wie übel er daran war, wie rasend er sich geberdete. Die Aerzte hatten ihn aufgegeben, seine nächsten Angehörigen waren von ihm geflohen, kein Mensch wagte es, in seine Nähe zu kommen; da war ich es allein, der seine Pflege übernahm, und der ihn so weit brachte, daß er nun – als mein Ankläger auftreten und eine gerichtliche Rede wider mich halten kann. Siehe, o Vater, an deiner Gattin das Bild des Zustandes, in welchem du dich vor Kurzem noch befunden: ich habe dir zu deinem frühern gesunden Verstande wieder verholfen. Wie ungerecht wäre es also, wenn du mir auf diese Art vergelten,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 784. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0784.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)