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und ihrer so Viele ganz allein in die Flucht zu treiben. Im Gegentheile, eben dieß ist das Größte und Schwerste bei der Unternehmung eines Tyrannenmordes. Den Gewaltherrscher selbst niederzustrecken, ist eben nichts Großes; desto mehr kostet es, das, wodurch seine Herrschaft geschirmt und zusammengehalten wird, zu überwältigen. Und Wem dieß gelungen, der hat die Sache selbst schon glücklich bestanden; denn das Uebrige ist eine Kleinigkeit. Eben so wäre es auch mir nicht möglich gewesen, bis zu den Tyrannen vorzudringen, wenn ich nicht zuvor alle die Leibwachen und Trabanten, von denen sie umgeben waren, überwunden und aus dem Felde geschlagen hätte. Und setzte ich nun auch kein Wort weiter hinzu, sondern bliebe wiederum nur bei dem Bisherigen stehen und sagte: Ich habe die Burgwache überwältigt, die Trabanten bezwungen, und den Tyrannen von aller Hülfe und Wehr entblöst – erschiene ich dir nun eines Ehrenpreises würdig, oder verlangtest du auch dann noch einen wirklichen Mord von mir?

16. Und wenn du ihn wirklich verlangtest – je nun, ich kann ihn vorweisen: ich habe in der That Tyrannenblut vergossen, ich habe eine große und tapfere That vollbracht, indem ich einen Jüngling erschlug, der eben in der Blüthe seiner Kraft stand und der Schrecken aller Bürger war, der den alten Tyrannen vor allen Meutereien sicherte, der ihm allein statt vieler Leibwachen diente und der Einzige war, auf den er sein ganzes Vertrauen setzte. Und nun sprich, Mensch, habe ich noch immer keine Belohnung verdient? Soll ich auch bei solcher That noch ungeehrt bleiben? Wie denn, wenn ich auch nur Einen der Trabanten, auch nur Einen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 760. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0760.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)