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ob es dem Gesetze genüge, oder ob mir eine Eigenschaft mangle, die sich an einem Tyrannenmörder finden soll. Das Erste ist unstreitig eine edle und patriotische Gesinnung und der feste Wille, für das allgemeine Beste alle Gefahren zu bestehen, und selbst sein Blut für die Wohlfahrt seiner Mitbürger aufzuopfern. Hat es mir hieran gefehlt? Habe ich nicht Willenskraft genug bewiesen? Habe ich im Angesichte der Gefahr meinen Entschluß feige aufgegeben? Das wirst du nicht behaupten wollen. Nun, so bleibe nur bei diesem Einzigen stehen: denke dir, ich mache auf das Ehrengeschenk als Vaterlandswohlthäter nur dieser Gesinnung, dieses Willens, dieses Entschlusses wegen Anspruch, wenn auch das Gute, das ich beabsichtigte, nicht wirklich daraus hervorgegangen wäre. Denn gesetzt, ich hätte es nicht auszuführen vermocht, ein Anderer nach mir hätte den Tyrannen umgebracht, sprich, wäre es widersinnig und unvernünftig, mir gleichwohl eine Belohnung zuzuerkennen? Und zumal, wenn ich meinen Richtern sagen könnte: ich habe den Gedanken zuerst gehabt, ich habe den Entschluß gefaßt, ich habe die Ausführung begonnen, ich habe bereits mit einem Versuche meinen Willen bethätigt, ich allein habe also die Ehre verdient – was wolltest du dagegen einwenden?

15. Nun aber ist es nicht bloß dieß allein, was ich für mich anführen kann; nein, ich habe mich in die Burg selbst begeben, habe die größten Gefahren bestanden, und, bevor ich den Mord des Jünglings vollbringen konnte, viele der schwierigsten Thaten vollbracht. Denn glaubet nicht, daß es ein leichtes und müheloses Geschäft sey, bewaffnete Wachen zu überschreiten, mit einer Trabantenschaar fertig zu werden,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 759. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0759.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)