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13. Denn auch Das kannst du nicht sagen, ich hätte meine That ohne alle Ueberlegung verrichtet, und nur der Zufall hätte ihr, ohne meinen Willen, einen glücklichen Erfolg verliehen. Was hatte ich denn noch zu fürchten, nachdem der Stärkere zu Boden gestreckt war? Warum ließ ich das Schwert in seiner Kehle stecken, wenn ich nicht voraus sah, was damit geschehen würde? Du müßtest denn sagen wollen: der Ermordete war kein Tyrann, denn er führte diesen Namen nicht, und ihr Alle würdet nicht mit Freuden mehr als Einen Ehrenpreis ausgesetzt haben, um seiner los zu werden. Du wirst und kannst dieß nicht sagen; und gleichwohl willst du, nun der Tyrann selbst getödtet ist, Dem, der seinen Tod herbeiführte, die Belohnung versagen? O der erbärmlichen Spitzfindigkeit! Wir Alle sind frei, und dich kümmert noch die Frage, wie der Unterdrücker aus der Welt geschafft ward? Ich habe die Demokratie wieder hergestellt, und du verlangst noch mehr von mir? Eben das Gesetz, worauf du dich berufst, fordert ja nur die Hauptsache, ohne sich auf die Mittel einzulassen. Empfängt ja doch auch Der, welcher einen Tyrannen aus dem Lande jagt, das Ehrengeschenk des Tyrannenwürgers, und gewiß mit vollem Rechte. Denn auch Er hat dem unterdrückten Vaterlande die Freiheit wieder verschafft. Aber was ich zu Stande gebracht, ist nicht bloß die Vertreibung des Zwingherrn, wobei noch immer die Furcht vor seiner Rückkehr übrig bliebe, sondern seine gänzliche Vernichtung, die Austilgung seines ganzen Stammes, die Ausrottung des Uebels mit der Wurzel.

14. Betrachtet noch einmal, ich bitte euch, ihr Richter, mein ganzes Verfahren von Anfang bis zu Ende und untersuchet,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 758. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0758.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)