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10. Dieser mein Gegner behauptet zwar, daß ich durchaus kein Recht hätte, Ehre und Belohnung zu fordern, indem ich nicht selbst der Tyrannenmörder, und die That nicht von der Art wäre, wie sie das Gesetz verlange, sondern derselben gerade das abgehe, was den Anspruch auf einen Ehrenpreis begründen könnte. Aber – wende ich mich an ihn selbst – sage mir also: was kannst du mehr von mir verlangen? Hatte ich nicht den Willen? Drang ich nicht in die Burg? Vergoß ich kein Tyrannenblut? Befreite ich nicht die Republik? Wo ist denn nun ein Gebieter? wo ein willkührlicher Herrscher? wo ein drohender Despot? wo ein frevelnder Unterdrücker, der meinem Schwerte entronnen wäre? – Du weißt mir nichts zu antworten. Ueberall ist ja Ruhe und Friede, die Gesetze sind wieder in Kraft, die Freiheit ist unangefochten, die Demokratie auf’s neue befestigt, den Ehegatten droht keine Schmach, Jünglingen keine Gewalt, Jungfrauen keine Entehrung mehr, die ganze Republik feiert wieder die schönen Tage allgemeiner Glückseligkeit. Und wer hat diesen glücklichen Zustand herbeigeführt? Wer ist es, der jenen Bedrückungen ein Ende gemacht, und diese Güter euch wieder verschafft hat? Ist sonst noch Einer außer mir,[1] der dafür dankbar geehrt zu werden verdiente, so trete ich ihm freiwillig den Ehrenpreis ab und verzichte auf jegliche Belohnung. Habe aber ich allein das Ganze vollbracht, bin ich’s allein, der sein Leben an das Wagestück setzte, die Burg bestieg,


  1. Τὤν πρό ist unstreitig verdorben: wegen des Gegensatzes mit dem folgenden μόνος übersetze ich, als ob stände: ἕξω.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 755. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0755.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)