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7. Doch mich schreckten diese Umstände nicht. Weder die Betrachtung der Schwierigkeit eines solchen Unternehmens konnte meinen Schluß rückgängig, noch die Größe der Gefahr mich erzittern machen. Ich allein, gegenüber einer so mächtigen und festgegründeten Herrschergewalt, ich ganz allein und nur von meinem guten Schwerte begleitet, dem wackern Theilnehmer am Tyrannenmorde, bestieg die Burg, den Tod vor Augen, aber fest entschlossen, mein Blut nur um die Freiheit des Vaterlandes zu verkaufen. Ich traf gleich am Eingange eine Trabantenwache, jagte sie nach harter Gegenwehr in die Flucht, hieb weiterhin Alles nieder, was sich mir entgegensetzte, und drang so bis zu dem Haupte und Urheber unserer Unterdrückung, der einzigen Stütze der Tyrannei, dem ersten Grunde aller unserer Leiden vor. Hier stand ich nun vor ihm, dem Inhaber der festen Burg, sah, wie er sich mit dem Muthe der Verzweiflung zur Wehr setzte; und gleichwohl schlug ich ihm Wunde auf Wunde, und streckte ihn endlich zu Boden.

8. Nun war die Alleinherrschaft in der That schon gestürzt, mein Wagestück war vollendet, von diesem Augenblick an waren wir Alle frei. Denn nur der Alte war noch übrig, wehrlos, und verlassen von seinen Wachen, beraubt jenes gewaltigsten seiner Trabanten. So einsam und unmächtig, war er eines tapfern Armes nicht mehr würdig. „Nun – so dachte ich bei mir selbst – nun ist Alles gut: Alles ist vollbracht, Alles ist mir gelungen. Aber welchen Lohn soll der Alte empfangen, der noch am Leben ist? Er verdient es nicht, von einer Rechten, wie die meinige, zu sterben, die so eben eine edle, herrliche Mannesthat verrichtet hat. Sein

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 753. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0753.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)