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Seehafen: das eine ist aus Horn, das zweite, durch welches wir selbst gekommen, aus Elfenbein. Gleich beim Eintritt in die Stadt erblickt man zur Rechten den Tempel der Nacht, die, nächst Alectryon, die verehrteste Gottheit dieser Insel ist. Das Heiligthum des Letztern befindet sich (wie gesagt) ganz nahe am Hafen. Zur Linken steht der Pallast des Beherrschers der Träume, Hypnos (des Schlafes), der zwei Vicekönige unter sich hat, den Taraxion, des Matäogenes (Wirrwarr, Eitelwahns), und Plutokles, Phantasion’s (Geldmacher, Faslers) Sohn. Mitten auf dem Markte steht ein Brunnen, Careotis, der Schlaftrunk genannt, und unfern desselben zwei Tempel, wovon der eine dem Truge, der andere der Wahrheit gewidmet ist. Ebendaselbst findet man auch eine heilige Orakel-Grotte, deren Vorsteher der berühmte (Athenische) Traumdeuter Antipho ist, welchem die Ehre dieses Propheten-Amtes von Hypnos verliehen wurde.

34. Die Träume selbst sind nach Gestalt und Natur sehr verschieden: Einige sind groß, schön, und von sehr angenehmem Aeußern, Andere klein und häßlich; Einige kamen mir vor wie lauter Geld, Andere dagegen waren elende, dürftige Gestalten. Sie erscheinen zum Theil als geflügelte Wesen in den abentheuerlichsten Formen, oder als Götter, Heroen, Könige, wie zu einem festlichen Aufzuge herausgeputzt. Viele derselben, die uns schon früher einmal erschienen waren, erkannten wir auch jetzt wieder: sie kamen auf uns zu, und begrüßten uns recht freundlich als alte Bekannte. Wir mußten mit ihnen nach Hause gehen, und nachdem sie uns in tiefen Schlaf versenkt hatten, bewirtheten sie uns auf’s

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 738. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0738.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)