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Insel Ogygia zu. Rhadamanth gab mir noch den Piloten Nauplius mit, damit wir, wenn wir allenfalls an eine der benachbarten Inseln getrieben würden, nicht in die Gefahr geriethen, festgenommen zu werden, sondern uns ausweisen könnten, daß wir in andern Geschälten dieses Weges reiseten.

Sobald wir über den wohlriechenden Luftkreis der glücklichen Inseln hinaus waren, empfieng uns ein abscheulicher Dunst, wie von brennendem Schwefel, Pech und Steinöl, und mitunter ein ganz unerträglicher, scheuslicher Geruch, wie von gebratenen Menschen. Die Luft war dick und finster, und beträufelte uns beständig mit einem beharrlichen Thau: zugleich vernahmen wir das Knallen von Peitschenhieben, und viele jammernde Menschenstimmen.

30. Wir landeten, mit Beiseitelassung der übrigen, nur an einer einzigen dieser Inseln, und diese ist ringsum ein einziger, schroffer, ausgewitterter, von Klippen starrender Fels, auf dem kein Baum und keine Quelle zu sehen ist.[1] Nachdem wir an dem abschüssigen Ufer hinaufgekrochen waren, gieng es über das häßlichste Gelände auf einem schmalen und dornigten Fußpfade vorwärts, bis wir endlich bei den Gefängnissen und Strafplätzen der Verdammten anlangten. Mit Staunen betrachteten wir die wunderbare Natur dieser Gegend. Der Fußboden starrt von spitzigen Dolchen und Schwertern, die herauswachsen: drei Flüsse umströmen diesen Ort in der Runde; der erste und äußerste führt Schlamm, der mittlere Blut, der innere und größte aber, durch den Niemand kommen kann, lauter Feuer. Dieses strömt dahin


  1. „Ringsum – zu sehen ist.“ Wieland.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 735. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0735.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)