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den Entschluß, seine Geliebte zu entführen, und mit ihr auf eine der benachbarten Inseln, nach Korkheim oder dem Käseeiland, zu entfliehen. Helena war damit einverstanden, und nun wurden bei Zeiten die drei Beherztesten meiner Gefährten mit in den Plan gezogen und eidlich verpflichtet. Vor seinem Vater hatte Cinyrus die Sache sorgfältig geheim gehalten, weil er wohl wußte, daß Dieser ihn daran verhindern würde. Einsmals zur Nachtzeit, da sie glaubten, der günstige Augenblick zur Ausführung des Anschlags wäre gekommen, und während ich nicht um die Wege war – denn ich lag auf der Wiese, wo wir gespeist hatten, und schlief – holten sie, ohne daß es eine Seele merkte, die Helena heraus, und fuhren mit ihr in aller Eile auf und davon.

26. Um Mitternacht erwacht Menelaus, und wie er das Bette seiner Gemahlin leer findet, erhebt er ein gräßliches Geschrei, rennt zu seinem Bruder Agamemnon und mit Diesem nach dem Pallaste des Rhadamanthus. Mit Tagesanbruch erblicken die Wächter das Schiff bereits in sehr weiter Entfernung. Sogleich besteigen auf Rhadamanthus Befehl fünfzig Heroen eine, aus einem einzigen Asphodil-Stängel gezimmerte, Barke, um den Flüchtigen nachzusetzen; und es gelang ihnen endlich durch angestrengtes Rudern, gegen Mittag sie einzuholen, als sie schon ganz nahe an der Käseinsel und eben im Begriff waren, in die Milchsee einzulaufen; so wenig hatte gefehlt, daß sie ihnen entwischt wären. Das Schiff der Flüchtlinge ward nun an Rosenketten auf Seeligen-Eiland zurückbugsiert. Helena barg ihr Gesicht in den Schleier, und weinte vor Betrübniß und Schaam. An Cinyrus und seine Gesellen aber richtete Rhadamanth blos

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 732. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0732.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)