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mit Niesewurz purgirt haben würde. Die Academiker hätten zwar im Sinne zu kommen, wären aber noch im Anstand und überlegten hin und her; denn sie könnten’s noch nicht bis zur Ueberzeugung erfassen, daß überhaupt eine solche Insel vorhanden sey.[1] Zudem will es mich bedünken, als ob ihnen Rhadamanth’s Urtheil etwas bange machte, weil sie sich unterstanden, die Möglichkeit eines zuverläßigen Urtheils schlechthin zu läugnen. Auch haben wir uns sagen lassen, viele Anhänger Derer, die auf diese Insel gekommen, hätten sich zwar aufgemacht, ihnen nachzufolgen, wären aber aus Trägheit allmählig zurückgeblieben, und hätten endlich, ohne das Ziel zu erreichen, auf halbem Wege wieder umgekehrt.

19. Dieß sind also ungefähr die merkwürdigsten Männer, die wir hier zu sehen bekamen. Das meiste Ansehen unter ihnen genießt Achilles, und nach ihm Theseus. – Der Liebesgöttin opfert man hier ohne alle Scheu, und hält es nicht im mindesten für unanständig, vor Aller Augen sich die größten Vertraulichkeiten gegen Knaben und Mädchen herauszunehmen. Der einzige Socrates vermaß sich mit einem Schwur, daß sein Umgang mit hübschen Jungen der keuscheste von der Welt sey: doch jedermänniglich weiß, was davon zu halten ist. Denn Hyacinth und Narciß haben mehr als Einmal ganz andere Geständnisse gemacht: wiewohl Socrates versicherte, es wäre kein wahres Wort daran. Die Weiber und Mädchen sind hier Allen gemeinsam: Keiner beneidet deshalb seinen Nachbar, und in diesem Stücke sind alle Männer


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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 727. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0727.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)